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Krankheit kreativ verarbeiten

Sendenhorst - Mit strahlenden Augen betreten die Kinder nach und nach den Raum. „Bin ich zu spät?“, lautet die bange Frage eines Jungen. Nein, es ist alles gut. Die Kunststunde im Rahmen des Projekts „Kunst ist Mut“ mit an Rheuma erkrankten Kindern im St.-Josef-Stift beginnt gerade.

Ein bis zwei Mal in der Woche treffen sich interessierte Kinder und Jugendliche der Polarstation, um gemeinsam mit Kunstpädagogin Petra Schürmann zu malen. Das hört sich zunächst simpel an, hat aber eine enorme Wirkung auf die Kinder und Jugendlichen, erklärt die Pädagogin.

Während die jüngeren Kinder das Malen eher als Ablenkung von der Krankheit erfahren, „weg von den Schmerzen, hin zum Tun“ und als entlastende Abwechslung, gehen die Jugendlichen schon etwas anders an die kreative Kunststunde.

Sie setzen sich mit ihrer Krankheit und den damit verbundenen Einschränkungen und Belastungen auseinander. „Manchmal kommt dadurch etwas hervor“, meint Petra Schürmann, die ebenfalls ein rheumakrankes Kind hat und mit den seelischen Belastungen bestens vertraut ist.

Daher gibt es auch eine enge Zusammenarbeit mit dem Psychologen der Rheumastation, Arnold Illhardt. So kann er auf besondere Probleme im Nachhinein noch intensiver eingehen.

„Malt doch das, was ihr als Hobby macht“, antwortet Petra Schürmann auf die fragenden Blicke der Kinder. „Was ist euch wichtig, was macht euch aus? Worin seid ihr gut?“ Motiviert greifen die Kids zu Stiften und Pinsel.

„Sie sind enorm stolz darauf, etwas zu schaffen,“ weiß auch Christiane Göring, Sozialarbeiterin der Kinderrheumastation. Das baut das Selbstwertgefühl, das oft unter der Krankheit leidet, wieder auf.

„Der Name des Projekts „Kunst ist Mut“ soll aber auch einen Selbsthilfe-Aspekt zeigen“, meint Rolf Schürmann, Ehemann von Petra Schürmann und Mitglied im Elternverband. So lernen sie, dass es gut tut, etwas zu tun statt im Selbstmitleid zu versinken.

Beim Malen entstehe eine interessante Gruppensituation, erklärt seine Ehefrau: „Sonst sind die Kinder oft allein in der Therapie. Hier entdecken sie viele Gemeinsamkeiten, obwohl ihre Erkrankungen sehr unterschiedlich verlaufen.“

Inzwischen sind auf den ursprünglich leeren Blättern schon kleine Kunstwerke zu sehen. Muster und Pferde nehmen Gestalt an, die Kids malen konzentriert und experimentieren mit den Farben. Die Kunstpädagogin zeigt ihnen den richtigen Umgang mit den Materialien, lobt und gibt Unentschlossenen Hilfestellung.

Entstanden ist die Idee eines Kunstprojektes im Jahr 2009 bei dem gemeinsam gestalteten Bild zum Jubiläum von Dr. Gerd Ganser, Chefarzt der Kinder- und Jugendrheumatologie. „Da haben wir gemerkt, dass das Malen sehr entspannend ist und so auch non-verbal viel verarbeitet werden kann“, erinnerte sich Christiane Göring.

Seit September wird das Projekt „Kunst ist Mut“ von der Aktion Mensch im Rahmen der Förderaktion „Miteinander gestalten“ mit 4000 Euro gefördert. Von dem Geld können ein Jahr lang hochwertige Materialien, Pinsel und Farben für das Projekt bezahlt werden, erklärt die Sozialarbeiterin dankbar.

VON ANKE WEILAND, 29.10.2011
Quelle: Westfälische Nachrichten

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